Border Collie Schnäppchen Markt

An dieser Stelle möchte ich als neue Ansprechpartnerin für Border Collies in Not auf mehrfachen Wunsch von meiner Arbeit berichten. Teilweise bis zu zwei Stunden täglich hänge ich in "Sachen Border Collie" am glücklicherweise drahtlosen Telefon. ...

 

Zirka 1-2 Jahre, zumeist weiblich, stubenrein, gut sozialisiert, an Autofahren, Katzen, Kinder, und sonstige Turbulenzen gewöhnt, bleibt allein, kein Kläffer, entweder ein guter Hüter mit eventuellen Trialpotential- oder wenigstens die Begleithundprüfung, voll geimpft und gesund, ach ja und VDH Papiere muß er auch noch haben. So oder ähnlich lauten die meisten Anfragen. Nur,- die Realität sieht leider völlig anders aus.

 

Generell landen zwei Gruppen von Hunden in der Vermittlung. Die erste sind die "echten" Notfälle, Tiere, die durch Scheidung, Tod, Umzug, Krankheit als "normale" Hunde abgegeben werden oder durch zumeist menschliches Versagen: Keine/ ungenügende Sozialisation, Erziehung, Beschäftigung und die daraus resultierenden Probleme, unüberlegte Anschaffung, falsche Auswahl (z.B. Hund zeigt keinen Hütetrieb- soll aber am Vieh arbeiten), Probleme mit der Hundepersönlichkeit, Schwierigkeiten im Umgang, Unarten, und zumeist (hausgemachte) Dominanz-Aggressionen sind die meisten Gründe die zur Trennung vom Hund führen.

 

Die zweite Gruppe sind Tiere, die sich selbst nicht in unmittelbarer "Not" befinden, d.h. Hunde die einfach das Welpenalter überschritten haben und aus den verschiedensten Gründen ein neues Zuhause suchen. Manchmal sind es vom Züchter zurückgenommene Hunde, solche die eigentlich in die Zucht sollten oder Tiere, die einmal Notfälle waren, aufgenommen, resozialisiert, erzogen oder sogar ausgebildet wurden.

Generell kann ich sagen, daß eine Vermittlung um so schwieriger ist, je weniger sozialisiert, je unerzogener, verkorkster, problematischer und älter der Hund ist.

 

Ein paar Fakten zur Vermittlungs und Beratungstätigkeit:

Die meisten Anfragen bekomme ich von Menschen, die den Border Collie "nur so" halten und denen dieser anspruchsvolle Hund über dem Kopf gewachsen ist. Die meisten Menschen haben es glattweg vergessen ihren Hund konsequent zu erziehen, ihm die Aufgaben zuzuweisen und zu erklären, die er ausfüllen darf und soll. Die meisten Probleme entstehen, wenn der Hund erwachsen wird, insgesamt liegt das Problempotential bei Rüden extrem hoch, und zumeist sind es Hunde ohne Papiere, bzw. Nichtmitglieder, die Hilfe benötigen. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Auch ich staune trotz langjähriger Tierheimerfahrung immer wieder.

 

Leider ist in fast allen Fällen der Mensch selbst schuld. Durchgängig zeigt sich eines: Je besser die Aufzucht, je umfassender die Prägung und Sozialisierung auf den Menschen, je sauberer die Kinderstube und je enger der Kontakt zum Menschen im Welpen und Junghundestadium war, desto weniger Probleme sind vorprogrammiert.

 

Gibt es Probleme bei der Erziehung, im Zusammenleben, kann ein Anruf bei mir natürlich keine Wunder wirken oder eine versäumte Erziehung wettmachen. Aber vielleicht gibt es Möglichkeiten zur (Um)Erziehung, Hilfen, die ich oder ein paar der evt. in der Nähe wohnenden Mitstreiterinnen geben können, so daß das Miteinander wieder klappt und der Hund gar nicht abgegeben werden muß.

 

Es ist falsch anzunehmen, daß ich persönlich für die Aufnahme von allen "Katastrophen" zuständig bin. Ich sammle keine gestörten Border Collies und habe das auch nicht vor. Zitat: " Jetzt hat er schon wieder jemand gebissen, uns reichts, der Hund muß weg, wenn sie ihn nicht nehmen, sind sie schuld, wenn noch was passiert, oder ich muß ihn einschläfern lassen,.."

Ich habe auch keinen Einfluß darauf, wie schnell und ob sich Interessenten für einen Nothund finden. Zitat:" Wie lange dauert denn das dann bis der weg ist? Warum kümmern sie sich nicht darum?..."


Manchmal können wir einen Notfallhund bei engagierten Mitgliedern vorübergehend unterbringen, der dann nach erfolgter Resozialisierung und Basis-Erziehung weitergegeben werden kann.


Mittlerweile arbeite ich mit mehreren Tierheimen, Hundeschulen, Privatpersonen und der Notvermittlungsstelle der ABCD zusammen.

 

Damit eine Vermittlung dauerhaft hält, ist es sehr wichtig für mich so viele Fakten wie möglich über den Hund und auch die Interessenten zu bekommen (z.B. welche Aufgaben soll der Hund erfüllen, was sind die Vorstellungen und Wünsche, Familie und/oder Haustiere, Haltung, Umfeld, Erfahrung, ...)


Eines sollte klar sein: wer sich für einen Problem-Nothund entscheidet bekommt garantiert erstmal eine Menge Probleme mitgeliefert, die zumeist nicht nur durch den Besitzerwechsel weg sind.


Keinesfalls ist das hier wie oft fälschlicherweise verstanden ein Schnäppchenmarkt, auf dem man sich für wenig Geld schnell "Zuchtmaterial besorgt". Solche Anfragen finde ich beschämend!

 

Glücklicherweise gibt es aber auch viele schöne Geschehnisse. Zum Beispiel, wenn Züchter anrufen und mich bitten im Falle eines "zwingereigenen" Notfalls diesen an sie weiterzuleiten, wenn Borderleute anrufen und sich zur Mitarbeit melden, wenn nette Menschen Notfälle aufnehmen und weitervermitteln und Hunde so aus dem Tierheim holen. "Gebrauchten" Hunden so eine weitere Chance zu geben ist eine harte, nervenaufreibende, nie langweilige und lohnende Sache.

 

Ein sehr schönes Erlebnis war die Tatsache, daß nach Veröffentlichung der Notfallliste 3 Anrufe von Mitgliedern kamen, die bereit waren die 13-jährige Hündin aufzunehmen. Solange ich bei aller Arbeit und zwischen allem Ärger noch Hilfsbereitschaft , Menschlichkeit und Tierliebe erkennen kann werde ich weitermachen, sowohl mit meinen Notfallhunden als auch der Vermittlung und Beratung.

 

Danke an alle, die betroffenen Menschen und ihren Hunden Hilfe zuteil werden lassen und all denen, die mich unterstützen. Zuletzt eine Gedanke für Alle, die Hunde abgeben.

Nicht für Jeden ist ein Border Collie geeignet und nicht Jeder ist Border Collie geeignet!

 

In diesem Sinne
Elke Hirsch